Anmerkungen zu nachträglichen Abdichtungen durch Injektionen

Voraussetzung

Unabdingbar für die Planung einer Abdichtung durch Injektionen ist die genaue Kenntnis der Schadenursache. Diese beurteilen wir aufgrund von Feuchtemessungen und auch der jahrelangen Erfahrung.
Zu ermitteln sind die

  • Belastungsart (z. B. eindringende Feuchte oder drückendes Wasser) sowie
  • genaue Ausbreitung (z. B. von unten oder flächig in die Wand)

Auf dieser Basis folgt dann das Sanierungskonzept mit dem Einsatz eines geeigneten Abdichtungsmaterials.

Einordnung der Injektionsmaterialen

Bei diesen Materialien kann generell zwischen

  • kapillar wirkenden (hydrophobierenden) und
  • kapillar verstopfenden

unterschieden werden.

Kapillar wirkende Stoffe

Bei diesen Stoffen (z. B. verkieselnde Stoffe (Silikate), Silan-Cremes usw.) setzen sich diese auf den trockenen Kapillarwänden ab und der kapillare Wassertransport wird behindert.

Diese Methode ist vielfach relativ einfach ohne aufwendige Technik anzuwenden und damit auch recht billig.

Es ist einzusehen, dass diese Materialien nur dann wirken, wenn der Wassertransport ausschließlich kapillar geschient, d. h. diese Kapillaren müssen im Baumaterial homogen vorhanden sein. Ob dies bei älteren Wänden mit teilweise sandigen Mörtelschichten, Aussalzungen, Hohlräumen und Rissen der Fall ist, dürfte zu bezweifeln sein. Weiterhin ist zu beachten, dass diese wasserabweisenden Stoffe Schwierigkeiten bekommen können, wenn die Kapillaren bereits mit Wasser benetzt sind. Deren Anteil steigt mit zunehmenden Feuchtegehalt.

Für die Abdichtung gegen drückendes Wasser oder Beton sind diese Materialen somit auch nicht geeignet.

Kapillar verstopfende Materialien

Diese Stoffe werden mittels Pumpen in die abzudichtenden Materialien injiziert. Diese Füllen dann die Kapillaren aber auch nicht kapillare Strukturen sowie Risse oder Hohlräume aus und unterbinden somit den Feuchtetransport.

Zu den Stoffen im Einzelnen

Paraffine werden heiß in die aufgeheizte und zuvor in dem abzudichtenden Bereich injiziert. Nach Abkühlen bildet das nun feste Material eine Sperre gegen eindringende Feuchte. Allerdings können durch die notwendige Aufheizung auch thermische Spannungen in die Wand eingebracht werden. Da Paraffine keine Verbindung mit dem im Baumaterial befindlichen Wasser eingehen können, sind die Wände vor der Abdichtung zu trocknen. Somit ist diese Vorgehensweise technisch und damit wirtschaftlich aufwendig.

Acrylatgele werden in die Wand injiziert, härten dort chemisch aus und dichten gegen Feuchte ab. Ein Nachteil dieser Materialen besteht darin, dass sich diese Gele beim Abtrocknen zusammenziehen und damit bei einem erneuten Feuchteeinbruch kurzzeitig nicht so wirksam sind, was zu einem Nachfeuchten führen kann.

PU-Harze werden im Nieder- oder Hochdruckverfahren in die Wände injiziert. Sie können mit dem im Material befindlichen Wasser reagieren, eine vorherige Trocknung ist nicht notwendig. Nach Aushärten bleiben sie formstabil und über sehr viele Jahre chemisch stabil. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass durch Verwendung verschieden aufschäumender Harze die Materialmenge auch bei stark klüftigen Materialen eingeschränkt werden kann. Ein Nachteil liegt beim Hochdruckverfahren darin dass hier ggf. die Wand mechanisch belastet wird. Andererseits kann das ausgehärtete Harz stark geschädigte Wände auch mechanisch stabilisieren. Zudem können diese Materialen bei drückendem Wasser und im Beton eingebracht werden.

Wassereinbindendes Gel wird im Niederdruckverfahren in die Wand eingebracht. Von dort bereitet es sich auch dauerhaft nach der Injektion in Richtung Feuchtequell aus und vergelt das Wasser. Diese vergelte Schicht verhindert dann das Eindringen weiterer Feuchte. Da die Wirkweise auch noch nach Jahren vorhanden ist, werden ggf. neue Undichtigkeiten dauerhaft selbstständig abgedichtet. Diese Methode ist auch bei flächig eindringendem drückendem Wasser einsetzbar.

WTA-Zulassung
Oftmals werden Materialen vorgeschrieben, die eine WTA-Zulassung besitzen. Festzustellen ist dabei, dass diese zugelassenen Materialen in einem festgelegten Verfahren ausgewählt werden. Hierbei wird ausschließlich das kapillare Verhalten in einer neuen Kalksandsteinwand bei verschiedenen Feuchtegehalten getestet. Die Abdichtungswirkung wird dabei nicht getestet.

Noch eine kurze persönliche Ansicht zu zusätzlichen Oberflächenarbeiten

Oft werden Injektionen zusammen mit weiteren teuren Oberflächenarbeiten (z. B. speziellen Sanierputzsystemen, Klimaplatten) angeboten.
Was würden sie sagen, wenn sie den Keller von außen teuer ausgebaggert, danach mit einer entsprechenden Beschichtung versehen haben und von Innen dann noch eine teure Oberflächenbehandlung notwendig wäre.
Wir gehen auch bei der Injektion davon aus, das die Wände dauerhaft dicht sind und abtrocknen, wodurch wie bei Außenabdichtungen eine teure Innenoberflächenbehandlung (außer z. B. Entfernen von Salzen o. ä.) aus feuchtetechnischen Gründen nicht notwendig sein sollte.

Dr.-Ing. N. Colditz (Chemie-/Verfahrenstennik)
Sachverständiger für Bauschadenbewertung